Zahntechnische Informationen

Zahntechnik: Heimisches Handwerk oder Dentalimporte?

Billiger Zahnersatz aus dem Ausland setzt Labore hierzulande schon länger unter Druck, doch mit den Importen aus Fernost wird deren industrielle Produktion zu einem grundsätzlichen Problem. Vor allem Dentalimporte aus China machen den heimischen Technikern mit konkurrenzlosen Preisen die Arbeit schwer bis unmöglich. Die fortschreitende Liberalisierung des Gesundheitssystems erlaubt es Handelsunternehmern aus dem Lohngefälle zwischen Asien und Europa erhebliches Kapital zu schlagen. Logistik und Arbeitsteilung drücken die Kosten, sodass Zahnersatz in China sogar unter dem Festsatz der Krankenkassen hergestellt werden kann. Zwar wird mit „zahlbarem“ Zahnersatz geworben, doch die medizinischen, sozialen und ökologischen Kosten werden dabei unterschlagen. Aus unserer umfassenden Gesundheitsversorgung droht ein Gesundheitsmarkt zu werden, der medizinische Erwägungen zusehends in den Hintergrund drängt.

Es gibt genug Gründe gegen Zahnersatz als Import

Dabei gibt es genug Gründe, die gegen Dentalimporte sprechen. Noch fehlt es an aussagekräftigen Langzeitstudien zur Qualität dieser Importe, doch Labore in Deutschland gewährleisten längst höhere Standards in Fragen der Ausbildung und bei Zusatzqualifikationen. Zudem sind Krankschreibungen, Urlaub oder Elternzeit für Mitarbeiter hierzulande Selbstverständlichkeiten. Lieferzeiten hingegen spielen kaum eine Rolle. Allerdings ist das heimische Handwerk nicht von den Risiken des interkontinentalen Flugverkehrs abhängig – der jedoch ist, ökologisch gesehen, höchst fraglich. Was schließlich die verwendeten Materialien betrifft, muss man sich eben auf Prüfsiegel verlassen und darauf, das Abfälle tatsächlich umweltverträglich entsorgt werden.

Heimische Zahntechniker betreuen die gesamte Arbeit

Im Gegensatz zu den Fertigungsprozessen im Fernen Osten, die in beschränkte Arbeitsschritte zerlegt und von angelernten Arbeitern besorgt werden, ohne dass diese einen Überblicke über das große Ganze haben, betreuen heimische Zahntechniker in der Regel die gesamte Arbeit. Sie sind Allrounder, die jede Stufe der Herstellung beherrschen. Diese Vielseitigkeit erlaubt es ihnen, schon während des Zahnaufbaus medizinisch-ästhetische Entscheidungen zu treffen, die eventuell auftretende Probleme vermeiden, bevor sie überhaupt entstehen. Zudem sind Vorbehandlung, Einbringung und Nachsorge jede für sich Behandlungsphasen, die eine enge Zusammenarbeit zwischen Zahnarzt und Dentallabor erfordern. Dabei können Vorteile wie langjährige Kooperation, gute Kommunikation, Nähe zum Patienten und der persönliche Kontakt mit keinem Geld der Welt bezahlt werden. Nur durch diese Nähe bildet sich zwischen Patient, Zahnarzt und Techniker ein Vertrauensverhältnis, das Grundlage für den umfassenden Heilprozess ist.

Die Wahl des Zahnersatzes ist eine verantwortungsvolle Entscheidung

Zahn, Modell und Patient sind keine Rechnungsnummer. Schöne Zähne gründen auf einer ganzheitlichen Philosophie, die den Menschen, sein Gesicht und sein Lächeln versteht. Ein guter Zahntechniker ist auch Kunsthandwerker. Er erkennt physiognomische Zusammenhänge, begleitet die Behandlung, übernimmt selbst die Farbnahme und entdeckt im persönlichen Gespräch die individuellen Wünsche seines Patienten, vor allem wenn sie diesem noch nicht recht bewusst sind. Als Handwerker im ästhetischen Bereich ist er darum immer auch Berater. Schließlich muss mit der Wahl des Zahnersatzes auch eine verantwortungsvolle Entscheidung über den Heilungsprozess getroffen werden. Dabei ist die eigene Gesundheit kein verhandelbares Gut, sondern ein Wert an sich. Darum darf unsere Gesundheitsversorgung auch nicht auf eine billige Zahnersatzbelieferung reduziert werden. Zahntechnik bleibt eine Frage des Vertrauens und der Verantwortung.

Andreas Hellstern